Seit Jahren das gleiche Spiel an der Fleischtheke:
Die Augen fixieren völlig selbständig ein sehr durchzogenes Fleisch – ein Stück Wagyu-Lende.
Mein Erst-ICH sagt: “Ohhh, was für ein schönes Stück Fleisch.”
Mein Zweit-ICH entgegnet: “Nee, nee, das ist zu teuer. Augen lösen.”
Mein Erst-ICH: “Na gut, hast ja recht, aber …”
Jedes Mal das gleiche … das Zweit-ICH siegt. Aber dann, dann passierte es. Es passierte eines Tages. Völlig unerwartet. Mein Zweit-ICH war kurz mal weg. Wohin? Keine Ahnung. Machte keinen Mucks. Nix.
Und überraschend wanderten zwei Scheiben Wagyu-Lende in meinen Korb. Hmmm …
Ich habe mich an die Empfehlung meines Metzgers (Danke!) gehalten, das Fleisch kurz, aber nicht heftig angebraten und danach nur ziehen lassen.
Und dann kam der große Moment des Kostens:
Um es mal kurz zu machen – im ersten Moment schmeckt es wie eine sehr, sehr gute Fenchelsalami, ein sehr differenzierter, würziger Fleischgeschmack. Das Fleisch ist so zart, daß man nicht viel Zahnmotorik braucht, aber man spürt im Mund trotzdem die Struktur einer Lende.
Fein wars! Sehr fein, aber ich glaube, die Neugier meines Erst-ICHs ist befriedigt und das Zweit-ICH wird nicht mehr so oft genötigt, Einspruch zu erheben, denn: Die Preisdifferenz zwischen einer sehr guten bayerischen Rinderlende und dem Wagyu-Rind wird mir doch meist zu hoch sein.
einem Jahr in der Cucina: Wein – Chianti Classico 2004 (Felsina)