• Was ganz was anderes

    #WMDEDGT – Ausgabe Mai

    Frau Brüllen möchte am 5. eines jeden Monats wissen: „Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag?“, kurz gesagt: #WMDEDGT?

    Was mache ich den ganzen Tag? Im Moment sind es keine normalen Tage, die ich habe, aber sie gleichen sich trotzdem.

    Wir stehen 15 Minuten früher auf als normal, um 6:00 Uhr. Denn alles dauert seit meinem Unfall ein bisschen länger. Der Herr der Cucina hat schon den Frühstückstisch am Vorabend gedeckt, so muss er nur noch die Kaffeemaschine einschalten. Während er ins Bad geht, mache ich schon meine ersten Übungen, um die Verspannungen der Nacht ein bisschen los zu werden. Die Nächte sind im Moment nicht so prickelnd, 8 Stunden auf dem Rücken durchschlafen ohne Schmerzen funktioniert einfach noch nicht. Die letzte Nacht war einigermaßen in Ordnung, ich stand nur zweimal auf.

    Nach einem gemeinsamen Frühstück zieht mich der Herr der Cucina an beziehungsweise hilft mir dabei. Um 7:30 Uhr gehen wir gemeinsam aus dem Haus, er bringt mich zur Physiotherapie. Dort habe ich zwar erst um 8:10 Uhr einen Termin, aber ich spare mir eine Fahrt im Taxi. Im Wartezimmer lese ich am Adler Olson Krimi weiter. Der Kindle ist im Moment mein wichtigster Begleiter, schwere Bücher könnte ich nicht tragen beziehungsweise nicht blättern. In den letzten drei Wochen habe ich so viele Bücher gelesen, wie in den letzten Jahren nicht mehr. Eine Leseratte war ich schon immer, aber die Zeit wurde immer knapper dafür und außer im Urlaub komme ich nicht mehr regelmäßig in großen Stücken zum Lesen.

    20 Minuten Physiotherapie bringen ich immer wieder an meine Grenzen, danach bin ich total fertig. Es geht zurück nach Haus mit dem Taxi. Schnell in die Apotheke eine Creme für die Narbe bestellen, ab heute darf ich sie behandeln. Die Narbe sieht gut aus, ich bin recht zufrieden trotz Größe und fast 20 Stichen. Weiter gehts. Der türkische Friseur ums Eck sieht mich zur Zeit auch öfters. Zweimal die Woche gehe ich dorthin zum Haare waschen und föhnen. Zu Hause bekomme ich das nicht hin.

    Inzwischen kennt man mich dort. Es ist mir immer wieder etwas peinlich, dass sie nur 5 Euro von mir wollen. Ich bin mit dem Trinkgeld sehr großzügig. Danach geht es nach Hause und ich widme mich dem krank sein, d.h. ich mache Übungen, ruhe, schlafe, genese, lese, esse (Rest des Couscous-Salats von gestern abend), übe,… Zwei Kunden rufen an und erkundigen sich nach meinem Zustand. Am Nachmittag “springe” ich noch einmal in die Apotheke und hole meine Salbe. Außerdem überlege ich mir, was wir abends kommen könnten bzw. was der Mann kochen kann, während ich von der Seite gute Ratschläge gebe. Da er sowieso sehr viel mehr zutun hat als sonst, ist die Küche geprägt durch schnelle Gerichte. Es wird Spaghetti Bolognese. Das köchelt quasi von selbst.

    Nach Abendessen und einem alkoholfreien Weißbier lande ich mit Heizkissen, Kissen und Decke auf der Couch und hoffe, daß ich zwei Folgen von der letzten Staffel “The Good Wife” durchhalte, bevor ich einschlafe.