Die von
Gotorio veranstaltete Weinrallye 26 mit dem Titel “Tipps vom Weinhändler” stellte mich kurzfristig vor ein Problem. Den EINEN, wahren Weinhändler ums Eck habe ich nicht. Wir kaufen viel Wein im Urlaub, probieren hier und da im Restaurant, notieren die Guten und schauen dann zuhause im Internet nach Bezugsmöglichkeiten und so kaufen wir hier und da.
Als wir bei unserem letzten Rom-Aufenthalt im Restaurant “Il Buco” einen Nebbiolo von Cortese getrunken hatten, der uns begeistert hat, gings wieder auf die Suche ins Internet. Da sind wir auf “Das Weinhaus” von Markus Angerer in Bad Waldsee gestoßen. Beim Blättern auf seinen Seiten stellte sich recht schnell heraus, daß er und wir doch auf ähnlicher Wellenlänge unterwegs sind. Es fand sich einiges, was wir schon im Keller hatten oder gehabt hatten, und so wurde aus der Bestellung des Nebbiolo ein ganzes Proben-Paket, aus dem wir dann einige auch nachbestellt haben. Und somit ist das Weinhaus in Bad Waldsee – neben unseren o.g. Ausflügen – zu einem festen Bestandteil geworden.
Ihn habe ich dann auch angefragt, ob er Lust hätte, bei dieser Weinrallye dabei zu sein. Und er hatte … und empfahl einen Wein, den ich ziemlich sicher nicht geordert hätte, weil wir nicht unbedingt Spätlese-Trinker sind:
Eine Sauvignon Blanc Spätlese vom Weingut Schneider in Endingen am Kaiserstuhl.
Der Wein überraschte uns sehr – im ersten Moment sehr frisch, reif, nicht schwer, der Spätlese-Charakter ist nicht sofort schmeckbar, er kommt erst nach der Zeit zur Geltung. Wir haben ihn zu einem Huhn (mit viel Kräutern, Knoblauch, Kartoffeln und Olivenöl im Ofen gegart) getrunken, dazu machte er eine ausgezeichnete Figur.
Und hier die Beschreibung von Herrn Angerer:
“Lust auf einen Wein, den man getrost als “Everybody’s Darling” bezeichnen könnte? Dann überspringen Sie bitte schnell meinen heutigen Tipp von einem der genialsten Charakter-Köpfe der deutschen Weinszene!!
Reinhold Schneider bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Cornelia seit 1981 den kleinen Familienbetrieb in Endingen am Kaiserstuhl. Im Weinberg setzt man ganz bewusst auf eine sehr naturnahe Bewirtschaftung (Anbau von Erbsen, Ackersenf und Buchweizen anstatt Verwendung von chemische Bekämpfungsmittel oder Künstdünger) und im Keller wird auf großartige Technik verzichtet. Inzwischen werden die Beiden von ihrem Sohn Alexander tatkräftig unterstützt. Reinhold Schneider gehört in keinster Weise zu der Gattung “mediengeiler” und omnipräsenter Winzer, sondern er ist Weinmacher durch und durch. Er steht jeden Tag im Weinberg oder Keller um seinen Weinen möglichst nahe zu sein und sie 100% zu prägen. Die Burgunder-Weine (weiß und rot) zählen heute zu den besten in Deutschland.
Mit dem wirklich grandiosen Jahrgang 2008 gab es auf dem Weingut jedoch einen Premieren-Wein aus der Rebsorte Sauvignon Blanc. Durch strenge Qualitätsorientierung und die richtigen Maßnahmen konnte im vergangenen Herbst eine kerngesunde Spätlese-Qualität geerntet werden, die im Keller trocken ausgebaut wurde. Ohne Frage, Sauvignon Blanc gehört nicht gerade zu den einfachen Rebsorten für einen Winzer. Oft zeigt sie sich äußerst zickig und sehr sensibel, vor allem was die Auswahl der Böden und Weinbergslagen angeht. Daher ist es unglaublich entscheidend, dass jeder Winzer der diese Sorte pflanzen möchte, den für sich richtigen Klon selektioniert und dann ganz individuell entscheidet.
Die Sauvignon-Version von Schneider begeistert deshalb, weil er den Konsumenten nicht mit seiner offenen und ultra-exotischen Frucht überrollt, sondern den Weintrinker animiert, ein wenig fordert und dann überrascht. Er duftet sehr subtil und raffiniert nach getrockneter Aprikose, Weinbergspfirsich und Minze. Parallel dazu kann man Nuancen von grüner Banane, Limette und einen Hauch Stachelbeere erkennen. Alles sehr lebendig und jugendlich, aber äußerst seriös und komplex.
Beachten Sie bitte, daß dieser Wein erst Anfang Juli auf der Flasche gezogen wurde. Durch das lange Hefelager, was Schneider allen seinen Weinen grundsätzlich gönnt, präsentiert sich dieser Sauvignon Blanc derzeit sogar noch ein wenig verschlossen. Doch Schneider’s Weine sind für eine beeindruckende Entwicklung auf der Flasche bekannt. Somit wird Ihnen dieser Weißwein nicht nur jetzt, sondern auch im Sommer 2010 und danach allerfeinsten Trinkgenuss bieten!!”