Auch in unserem Haushalt gibt es Küchen-Katastophen, Katastrophen über die andere nur lachen können. Katastrophen, über die der Herr der Cucina vor Jahrzehnten auch gelacht hätte. Katastrophen, die selbst er heute, weil er mich kennt, so tituliert, wenn
… genau … wenn die Maggi-Flasche leer ist.
Wer jetzt moralische oder pseudo-kulinarische Anfälle, Hass-Attacken auf solches Gewürz oder ähnliches bekommt – WEGKLICKEN!
Dem Rest erzähle ich gerne die Maggi-Abhängigkeitsgeschichte, die eigentlich eine Familiengeschichte ist:
Mein Opa mütterlicherseits war bei Maggi in Singen als Werkmeister tätig, er starb früh. Meine Oma und ihre Kinder wohnten direkt neben der Maggi – immer in Werkswohnungen. Mein Onkel machte dort eine kaufmännische Ausbildung, meine Tante arbeitete in der Versuchsküche, meine Mutter in der Kantine.
Dort eine Arbeitsstelle zu haben, war in der Nachkriegszeit sehr begehrt und brachte viele Vorteile. Z.B. gab es günstiges Mittagessen (2 Mark die Woche) für alle Familienangehörige, eigene Bücherei, Sanitätsstationen, Geschenke/Suppenpakete zu Weihnachten für die Erwachsenen, Kinderweihnachtsfeier inkl. Kleidung für die Kleinen.
Mein Familie hat also zu Maggi (übrigens mit zwei GG ausgesprochen, nicht mit “tschi”) eine enge Bindung.
Und somit ist auch meine Generation indoktriniert. Auch wenn in meiner Familie immer selbst gekocht wurde, “Tütenprodukte” oder ähnliches nie auf den Tisch kamen, Maggi (das Gewürz) gab es immer. NIE etwas anderes. Lokale, die auf dem Tisch Produkte von anderen Firmen (Namen kann ich natürlich nicht nennen, wir nehmen sie auch auf diese Weise nicht in den Mund) stehen hatten, wurden schon grundsätzlich mit großer Skepsis betrachtet.
Und so auch bei mir: Maggi – Maggi gibt es. Maggi gehört bei mir in die Suppe, an den Kartoffel- und den Kopfsalat. In kleinen Mengen.
Ein guter Freund, der oft in seiner Single-Zeit bei uns zum Essen war, beklagt sich einmal, daß seine neue Freundin Maggi verwenden und in den Urlaub mitnehmen würde. Ausgerechnet in seinem heißgeliebten BMW lief die Flasche auf dem Heimweg aus. Der Maggi-Geruch war über Wochen da.
Seiner Aussage “Ihr verwendet sicher nicht so einen Sch…” (er ist inzwischen nicht mehr mit der damaligen Freundin zusammen) mußte ich widersprechen. Er glaubte es nicht, bis er das nächste Mal Salat bei uns aß und davor bei der Zubereitung zusah. 🙂
Noch heute habe ich Verwandtschaft in Singen, die mich mit Devotionalien aus dem Werksverkauf wie Grillhandschuhe oder in Mäusen schwimmenden Maggi-Flaschen versorgt:
Und zu meiner und Eurer Beruhigung: Inzwischen ist der Vorrat wieder aufgefüllt.