Fangen wir mal mit dem Wort, das ich gar nicht so sehr mag, an: Früher. Früher war nicht alles besser. Aber früher war der Aufbau der Wiesn offen, man konnte über die Theresienwiese schlendern und beim Aufbau der großen Zelte zuschauen.
Und man konnte in der Augustiner-Kantine mit den Bauarbeitern gemeinsam essen. Schweinebraten, Ente, Leberkäse, Würstl gabs da und natürlich Augustinerbier.
Wir Wiesn-Verrückten, die wir gemeinsam um die Jahrtausendwende in einer Firma arbeiteten, nannten das Vorwiesln. Mittags wurden wenn irgendmöglich die Termine so gelegt, daß wir zufällig an der Wiesn (manchmal auch mit einem “kleinen” Umweg) vorkamen. Dann gab es Ente oder Schweinebraten. Und wenn die Nachmittagsverhandlungen nicht zu ernst waren, auch mal eine Halbe Bier.
Aufgefallen sind wir sicher, im Anzug oder Kostümchen – das tat der Freude aber keinen Abbruch. Eigentlich war die Kantine wirklich nur für die Wiesn-Arbeiter – aber es störte sich keiner an uns.
Wiesn-Aufbau mit Bauzaun
(rechts die Ochsenbraterei, links daneben das Augustiner)
Und dann wurde in Folge von Unfällen und zu vielen Besuchern der Wiesnaufbau eingezäunt und aus war es mit unserem Vergnügen.
Außerdem zerfiel die Wiesn-Verrückten-Runde, wir gingen beruflich sehr verschiedene Wege. Ein Treffen mittags wäre sowieso nicht mehr möglich gewesen.
Inzwischen gibt es am Ausgang U-Bahn Theresienwiese eine kleine Kantine direkt am Bauzaun, aber außerhalb des Geländes. Die Stimmung ist fast genauso, die Mischung der Gäste ebenfalls. Rustikal geht es zu, schön ist es nicht. Aber schön ist relativ. Ich mags sehr.
Und: das Essen ist sehr gut, der Schweinsbraten zergeht auf der Zunge, das Bier schmeckt.
Ich muß wohl doch noch ein paar Fahrten dieses Jahr so planen, daß ich zufällig an der Wiesn-Kantine vorbeikomme.
Eine Halbe Bier und ein Schweinebraten kosteten 9,80 € im Juli 2015.