Königsberger Klopse geht gar nicht.
In meinem Gymnasium konnten wir, wenn wir lange Probennachmittage mit dem Chor hatten, in der Kantine des angeschlossenen Internats essen. Da gab es immer wieder Königsberger Klopse – so eine Mehlpampe mit ca. 1 cm kleinen Knödeln drin. Nein, nichts für mich.
Weiter gings an der Technischen Uni in München – in der Mensa gab es Klopse. Kindskopfgroße Knödel – ebenfalls in Mehlpampe. Nichts für mich.
Meine Mama und Omas kochten nie Klopse – meine Wurzeln liegen eher im Südwesten der Republik, als im Nordosten. Also habe ich nie gute, hausgemachte Königsberger Klopse vorgesetzt bekommen. Aber die Zutaten – Kalbfleisch, Kapern, Sardellen – sind eigentlich nach meinem Geschmack. Schon lang liegt deshalb ein Rezept von Vincent Klink auf dem Nachkochstapel.
Ein bißchen Überwindung hat es mich schon gekostet, und die Finger wollten auch lieber Kalbfleischpflanzerl formen. Aber ich habe sie dann doch dazu gebracht, 5 cm große Klopse zu formen.
Und so saßen dann der Herr der Cucina (der auch keine positiven Assoziationen damit hat) und ich vor dem Essen, ganz klassisch mit Salzkartoffeln serviert, und fingen an zu stochern, später ging es in flüssige Eßbewegungen über, schließlich war fast alles gegessen und wir waren sehr zufrieden. Die Sauce nicht pampig, die Knödel nicht pampig.
Ganz wunderbare Königsberger Klopse! Phobie besiegt!
Königsberger Klopse
2 Portionen
- 100 g Toastbrot ohne Rinde
- 50 ml Milch
- 2 Schalotten
- 4 Stiele glatte Petersilie
- 4 Sardellenfilets aus der Dose/Glas
- 2 TL Butter
- 400 g Kalbshack
- 1 Ei
- etwas Salz, Pfeffer
- 1 Prise Muskat
- 1 Zwiebel
- 1 Lorbeerblatt
- 2 Gewürznelken
- 1 TL Zucker
- 100 ml Weißwein
- 250 ml Kalbsfond (bei mir Fleischbrühe)
- 1 TL scharfer Senf
- 1 EL Kapern
- 1 Msp. abgerieben Schale einer unbehandelten Zitrone
- 1 TL Mehlbutter (weiche Butter und Mehl zu gleichen Teilen gemischt)
- 50 g geschlagene Sahne
Brot würfeln und mit Milch einweichen. Schalotten schälen und fein schneiden. Petersilie abspülen, trocken schütteln und fein hacken. Sardellenfilets fein hacken.
Eine Schalotte in einer Pfanne mit 1 TL Butter anschwitzen. Hackfleisch mit angeschwitzer Schalotte, Ei, Sardellen, Petersilie und dem eingeweichten Brot in eine Schüssel geben. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen und alles gut miteinander vermischen. Aus der Masse Klopse formen.
Salzwasser aufkochen, die Zwiebel schälen und mit einem Lorbeerblatt und Gewürznelken spicken, ins Wasser geben. Im siedenden Wasser die Klopse ca. 15 Minuten ziehen lassen.
Für die Sauce die restliche Schalotte in einem Topf mit 1 TL Butter anschwitzen, mit Zucker bestäuben und karamellisieren, mit Wein und Kalbsfond auffüllen und diesen um die Hälfte einkochen. Senf, Kapern und Zitronenabrieb dazugeben, die Sauce mit Mehlbutter binden und abschmecken.
Die Sauce sollte sehr dick sein. Mit dem Pürierstab luftig aufschlagen und die geschlagene Sahne unterziehen. Klopse anrichten und mit der Sauce übergießen.
12 Comments
Norma
Na da sollte doch aber der Duft während des Kochens schon einige Vorbehalte neutralisiert haben, wenn ich den leckeren Inhalt des Topfes ansehe … 😉
kitchen roach/galley roach
hahaha – kann ich voll nachvollziehen. Nur bei mir hat sich die Abneigung etwas frueher…spaete Pubuertaet…geaendert. Die Zutaten sind einfach Klasse, ich wuerde auf jeden Fall ein oder zwei Portionen davon haben wollen!
Bolliskitchen
man kann sie aber auch in Grösse der Knödel machen, kein Problem….
Heike
hmm..ich liebe diese Klopse..ehrlich..aber ich hab eauch immer nur gute gegessen..Kantine geht bei mir gar nicht…dann ess ich lieber nix oder eine selbstgeschmierte Stulle…gruß HEike
nata
Witzig, denn so ähnlich ist es mir auch ergangen. In meiner Familie gibt es auch keine Verbindung in die Klopsregion. Trotzdem machte meine Mutter die Dinger gelegentlich, und ich fand sie fürchterlich. Ich habe dann später mal ein Foto gesehen, auf dem die Sauce so schön seidig glänzend über die Knödel lief. Daraufhin habe ich sie zum ersten Mal selber gemacht und sie waren vorzüglich.
claudi
Ich habe Verbindungen zur Klopsregion 😉 und durfte dieses Gericht seit Kindheit in bester, hausgemachter Qualität bei Oma und Mutter genießen. Ich habe und würde es nie woanders essen. Und ich glaube, ich werde es auch nicht selber kochen, weil es wohl nie so schmecken würde 'wie bei Muttern'.
VG,
Claudi
Uschi M.
Oh, ich LIEBE Königsberger Klopse! Ein Lieblingsgericht meiner Kindheit, aber immer mit Reis, nie mit Kartoffeln.
Ich würde sie sehr gerne sehr oft machen, aber meine Männer hassen Kapern. Und ohne Kapern ist es einfach nicht das gleiche. Also gibt es sie nur sehr selten und alle Kapern landen dann auf meinem Teller…
...Frau Kampi...
Der Herr Kampi hasst alles, was mit heller Sauce verbunden ist. Aber Königsberger liebt er. Ich mach sie aber etwas anders. ich lasse sie nicht im wasser ziehen, sondern koche die herzhafte Sauce und lass sie darin gleich gar ziehen. So bekommt die Sauce auch noch etwas vom Fleischgeschmack.
Könnte ich eigentlich mal wieder amchen.
Claus
Meine Oma war aus Königsberg, die konnte Klopse, ich kann euch sagen…
Regina
In der Kantine schmeckt es eben einfach nicht, da kann man machen, was man will. Aber es freut mich, dass du deine Phobie überwinden konntest.
Izzie
Oh ich liebe Königsberger Klopse! Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich noch nie getraut habe sie selber zu machen 😀 Vielleicht werd ich es aber demnächst mal machen!
LG
Evi
Bei der gesamten Verwandtschaft aus dem nordbayrischen Raum habe ich auch keinerlei Kindheitserinnerungen an Königsberger Klopse. Glücklicherweise blieb mir das in Kantinen und Mensen dann auch erspart. Meine ersten aß ich vor einem Jahr, zubereitet von der halbpreußischen Freundin. War spontan verliebt. 😉