Ein bayerisches Engerl und ein französischer Mönch gingen auf Reisen … und das kam so:
Im Januar flatterte eine Einladung auf meinen Tisch – mit Begleitung könnte ich mir auf einer Tribüne den Rosenmontagszug in Köln anschauen.
Ich fand die Idee ja ganz lustig, wußte aber, daß das nicht gerade auf Gegenliebe zuhause stoßen würde. War ich früher nur zu Abi- und Studiumszeiten im Fasching unterwegs, verweigerte sich der Herr der Cucina völlig und schickte mich zu damaligen Zeiten allein los. Den Kölner Rosenmontagsumzug habe ich mir aber sehr oft am Fernsehen angesehen, am besten mit Kaffee und einem guten Krapfen als Begleitung.
Aber, Männer können auch mal überraschen, denn er sprach: “Warum denn nicht? Das könnten wir doch mal machen.” Und so kam die Organisation in Gang, Flüge wurden gebucht, er nahm Urlaub, ich verschob Termine. Nur das Thema Verkleidung nahmen wir locker – bis man uns darauf aufmerksam machte, daß “Ganzkörper-Maskierung” auf der Tribüne und bei der Vor- und Nachfeier erwünscht wäre. Hektik kam auf. Im Fundus gabs nichts, Zeit fürs Nähen und Kreativität war momentan gar nicht drin. Zum Glück gibts in Schwabing aber einen unglaublichen Kostümverleih, den wir heimsuchten. Und das Problem der Verkleidung, die über Wintermäntel paßt und auch noch Flugzeug-tauglich (Der Mann bei der Sicherheitskontrolle zu mir, als er die Flügel durch den Scanner schob: “Sie haben eine tote Taube dabei? Die dürfen sie mitnehmen.” ) ist, konnte dank perfekter Beratung schnell gelöst werden.
Und so flogen eine Oberbayerin als Engerl und ein Franzose als Mönch ins Rheinland – und in eine völlig andere Welt. Im Business-Flieger und am Kölner Flughafen war ich mit meinem Glitter im Gesicht und Engelslöckchen noch eine Außerirdische, aber schon in der S-Bahn zum Hauptbahnhof war alles anders.
Alles verkleidet, lustig, locker, nett … und das setzte sich fort. Alt, jung, alles war auf den Beinen.
Wir hatten tatsächlich den ganzen Tag nicht den Eindruck, uns im “Fasching” respektive Karneval zu befinden, sondern eher in einer Brauchtumsveranstaltung.
Nach umfassender kulinarischer Kölsch-Grundlagenbildung mit Mettbrötchen, Erbsensuppe, Roastbeef, u.v.m. bei der einladenden Firma gings auf die Tribüne direkt vor der Tür, als “D’r Zoch kütt”.
Unter dem diesjährigen Motto “Köln hat was zu beaten” bestaunten wir in erster Reihe all das, was da so an uns vorbeizog.
Wir standen fast am Ende des 6 km langen Zugwegs und selbst da schmissen sich noch manche Mitwirkenden für mich in Pose:
Schnell wurde mir bewußt, warum nicht viele mit Fotoapparaten am Weg standen. Der Kamelle- und Strüßche-Beschuß ist doch schwerwiegend. Und so packte ich irgendwann die Kamera ein und versuchte mich nur noch des Regens zu erwehren und auch die Verletzungsgefahr zu minimieren. (Zwischen den Augenbrauen hat sich aber trotzdem eine kleine Beule gebildet – als Folge einer Pralinenschachtel-Ecke)
Ohne militant zu werden oder uns nach allen Wurfgeschoßen zu bücken – die Ausbeute war enorm.
Ein Teil der “Ausbeute”
Aber ein paar Schnappschüsse von Unbekannten und Bekannten sowie verschiedensten Vierbeinern hab ich schon gemacht:
Schön wars, ganz anders als im Fernsehen – es war uns eine Freude!
Dreimal: Kölle Alaaf!
(Ach ja, wer wie wir naiv denkt, man könnte noch vor dem Umzug schnell mal wieder den Kölner Dom besichtigen, weil Kirchen ja immer offen haben: Geht nicht. Ist zu. Wie alles in Kölle am Rosenmontag – selbst die Geschäfte im Hauptbahnhof.)